Montag, 2. Juli 2012

Weiter geht's...

Sonntag, 01.07.2012
Altdorf nach Waller (Alfeld)
4 h / 19 km

Hinter mir liegen zwei Tage, die praller und schöner kaum hätten sein können. Tonnenweise alte Freunde getroffen, viel Bier getrunken, genug Zeit für alles und alle gehabt und in vollen Zügen erlebt, Traktor gefahren (tatsächlich: Premiere für mich, trotz ausgiebiger Motor- und Automobilspinnerei habe ich bisher noch nie in meinem Leben einen Traktor bewegt -- und jetzt gleich knappe zwei Stunden lang und mit diversen Anhängern. Die schönste Anhängelast ist oben abgebildet...). Und nebenbei auch mit Altdorf wieder versöhnt... Insofern fiel es mir heute wirklich schwer, wieder loszulaufen und den monatelang eingeübten Wanderalltag wieder aufzunehmen. Dennoch weiß ich: Es ist richtig so.

Nach der Bombenhitze von gestern bin ich froh über die moderaten Temperaturen, auch wenn ich dafür wahrscheinlich Regen abkriegen werde. Es sieht auf jeden Fall im Westen schon sehr suppig am Himmel aus. Gegen Mittag schaue ich nochmal schnell auf dem Marktplatz vorbei, verabschiede mich von den Schweden und Teilzeit-Schweden und zuckele los. Auf der Brücke vor Oberwellitzleithen treffe ich noch den Michel, schaue mir oben im Dorf die Baustelle von Lena und Dominik an und eine halbe Stunde später tauche ich neben der Autobahn in den Wald ab.

Der angepeilte Weg existiert nicht so richtig, also muß wieder das Querfeldein-Abenteuer her, ich scheuche ein paar Rehe auf, und als ich endlich den Weg wiederfinde, erschrecke ich noch als Zugabe ein paar Teenager mit Hund, die nicht damit gerechnet haben, daß da ein Wanderer von links aus dem Unterholz bricht. Aus der Ferne hört man noch ein paarmal die Kanonen vom Altdorfer Marktplatz donnern und dann beginnt es zu regnen. Aber es war beim Abmarsch irgendwie schon klar, daß ich heute nicht trocken bleiben werde. Im Traunfelder Tal steigert sich der Regen zum Trommelwirbel, ich flüchte gestreckten Schrittes in den Wald -- verfolgt von meinen aktuellen Lieblingen, den Bremsen. Schade eigentlich, daß ich die Biester immer zu schnell erschlage und daher kein süßes Tierfoto vorweisen kann. Aber ich führe nach wie vor "zu Null", bisher hat mir keines der Biester auch nur den kleinsten Tropfen Blut abzwacken können.

Im Wald kommt plötzlich die Sonne durch das Buchendach, aber es regnet saftig weiter. Eine klasse Kombination. Optisch sieht alles nach Sonntagswetter aus, dennoch kann man den Regen nicht verleugnen.



Das Tal unterhalb von Eismannsberg sah schon auf der Karte super aus und es hält sein Versprechen auch in der Natur. Knallgrüne Buchen leuchten alles hellgrün aus, nasse Felder dampfen in der Sonne, alles ist frisch gewaschen. 
Ich lasse den Wanderweg links liegen und laufe lieber noch ein bißchen weiter unten im Tal entlang und finde als Belohnung einen Feuersalamander, der gerade über den nassen Weg patscht. Bisher habe ich immer nur plattgefahrene Exemplare gesehen, das dürfte das erste Mal sein, den ich eines lebendig zu Gesicht bekomme. Nice! 

Am Ende des Tales beginnt langsam die triste Ödnis, die sich auch in meiner Erinnerung nach einem gefühlten Radius von ca. 8-10 Kilometern hinter Altdorf ausbreitet. Die alten verschrobenen Häuser von Eratsmühle, die stillen Straßen von Traunfeld, die verlassenen Waldwege hinter der Autobahn, bei denen ich mich schon bei meiner letzten Tour in der Gegend immer gefragt habe, wann hier wohl mal ein Wanderer durchkommt. Im Westen kommt die nächste Schauerwand heran, und zwar mit Schwung. 

Kurz vor Waller entleere ich noch schnell die Tonnen von organischem und anorganischem Abraummaterial, das sich heute im Laufe des Tages in meinen Stiefeln angesammelt hat. Kurze Sichtprüfung: Keine Blasen, keine Druckstellen. Anscheinend haben mir meine Füße verziehen, daß sie keine Chance hatten, die neuen Stiefel einzulaufen.

Mein Landgasthof sieht nett aus, urige aber frisch renovierte Gaststube, lauter neugierige Gäste, aber der Typ hinter dem Tresen ignoriert mich offensiv so lange, bis er das Weizen eingeschenkt hat. Überhaupt ist der Empfang etwas frostig, beim Abendessen gibt es die vertretbar übersichtliche Wahl zwischen Schnitzel und Roulade, dazu Kartoffelsalat (auf die Klöße hätte ich eine halbe Stunde warten müssen, was zwar ein gutes Zeichen ist, worauf ich aber keinen Bock habe). Ich will mir gerade meine Tischlektüre greifen, da ist meine Roulade auch schon fertig und steht in einem endlosen Sumpf der trostlosen Soßentundra vor mir. Naja...Erstmal hui, später pfui.

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