Marnans nach Gillonnay
7 h (mit viel zu vielen Pausen) / 22 km
Vorne beim Wegweiser macht schon auf den ersten 100 Metern des Tages ein Hund Terror. Der gichtgreise Gärtner hat ein Einsehen mit uns Wanderern und wirft erstmal seinen Stock in Richtung Zwinger, was allerdings gar nix ändert. Auf ihn aufmerksam geworden, seufzt Monsieur L'Ombrage fatalistisch: "Naja, so eine Körperhaltung werde ich heute Abend auch haben..." Dabei habe ich heute eine wunderbare leichtzarte Schlendertour aus dem Handbuch für lockere Spaziergänge rausgesucht. Wahrscheinlich wirken seine Fußschmerzen schwer auf sein Selbstmitleidzentrum.
Wieder ein warmer Tag, wir nutzen jede Gelegenheit zum Rumsitzen. Auf der Bank am schlammigen Fischteich mit dem cleveren Wegweiser nebendran. In Saint-Siméon auf dem Marktplatz mit Sicht auf den freaky Dorfbrunnen und die Schuhwaschstation für joggende Einwohner, was wir mit dem Genuß von Pizzastücken, Rosinenbrötchen und Cola aus meinem Rucksack abrunden (die zu schwere Dose Bier ist da übrigens immer noch drin). Zum Fotos machen. Und überhaupt irgendwie ständig. Mein Vater hätte das mit den Worten "Wir versauen uns noch den ganzen Schnitt." kommentiert. Zurecht.
Aber irgendwie ist es auch sehr angenehm, mal einen Tag lang so richtig rumzubummeln. Schlendern beginnt im Kopf.
Uh, na danke: Hinter Saint-Siméon wird's langsam duster am Horizont. Im Westen haben sich fette Gewitterwolken zu einer dunkelblau-dunkelgrauen Konzertaufstellung vorbereitet, die ersten Blitze kann man auch schon hinter der Hügelkette sehen. Unter ständiger fachmännischer Prüfung der Windrichtung laufen wir todesmutig weiter. Monsieur L'Ombrage hackt die Schritte nur so in den Asphalt, aber anscheinend ist die Aussicht auf Regen (bei gleichzeitigem Fehlen von vernünftiger Regenausrüstung) für ihn noch weniger verlockend als für mich. Kurz vor La-Côte-Saint-André stellen wir fest, daß eigentlich der komplette Himmel im Eimer ist. Im Norden hinter der Hügelkette: Dunkle Wand. Von Westen schieben sich noch dunkle Wolken hinterher. Im Osten haben sich überraschenderweise auch große Wolkenbatzen gebildet, die alles andere als lieblich aussiehen. Nur im Süden, fast genau der sanften Kurve unserer bisherigen Route folgend, und natürlich direkt über unseren Köpfen: Sonnenschein.
Uh, na danke: Hinter Saint-Siméon wird's langsam duster am Horizont. Im Westen haben sich fette Gewitterwolken zu einer dunkelblau-dunkelgrauen Konzertaufstellung vorbereitet, die ersten Blitze kann man auch schon hinter der Hügelkette sehen. Unter ständiger fachmännischer Prüfung der Windrichtung laufen wir todesmutig weiter. Monsieur L'Ombrage hackt die Schritte nur so in den Asphalt, aber anscheinend ist die Aussicht auf Regen (bei gleichzeitigem Fehlen von vernünftiger Regenausrüstung) für ihn noch weniger verlockend als für mich. Kurz vor La-Côte-Saint-André stellen wir fest, daß eigentlich der komplette Himmel im Eimer ist. Im Norden hinter der Hügelkette: Dunkle Wand. Von Westen schieben sich noch dunkle Wolken hinterher. Im Osten haben sich überraschenderweise auch große Wolkenbatzen gebildet, die alles andere als lieblich aussiehen. Nur im Süden, fast genau der sanften Kurve unserer bisherigen Route folgend, und natürlich direkt über unseren Köpfen: Sonnenschein.
Trotzdem beeilen wir uns für alle Fälle, in den Ort zu kommen. Ich, weil ich mir den Anblick des verregnet aus der Wäsche guckenden Monsieur L'Ombrage ersparen will. Und Monsieur, weil es ihn nach Kaffee dürstet. Am Ortseingang treffen wir neben imposanten Wolken, die wir mit den expertenhaft hingerotzten Worten "Ah, da hinten regnet's schon." taxieren, auch auf die ersten Pilger. Mit Regenschutz über dem Rucksack, was kein gutes Zeichen ist.
Also auf in die Altstadt. Am weitläufig überdachten Marktplatz entspannen wir uns schonmal. Wenn alles schiefgeht, können wir hier wenigstens im Trockenen kauern. Nebenan gibt es auch ein Café, das uns mit Heißgetränken in cleverem Geschirr, Erdbeersaft und Keksen à la Dackelkacke versorgt. Von uns aus kann der Regen kommen, wir sind vorbereitet. Tut er aber wieder nicht. Schon wieder! Statt dessen zieht wieder alles vorbei, die Sonne kommt raus und treibt uns auf die Straße. Neben einem amtlichen Einkauf beim Fleischer für das abendliche Picknick beschäftigen wir uns beim Verlassen des Ortes wieder mit einer Reihe von wohlwollenden Immobilienkurzbeurteilungen der örtlichen Fabrikantenvilla samt Park und Kiesauffahrt, der Zwillingsvillen mit den Bauhaus-Wintergärten hinter Marmorsäulen und den diversen Wohntürmchen. Dabei lassen wir natürlich auch nicht die Neuordnung der kompletten Innenstadtverkehrsplanung außer Acht - das Schlagwort lautet: "Verkehr großzügig um die neu zu erwerbenden Immobilien herumführen!" Zum Abschied halten wir noch die Schaufensterdekoration der örtlichen Trinkhalle für die Nachwelt fest. Ob die Rollgitter nur außerhalb der Öffnungszeiten geschlossen sind oder ob die Gäste auf besonderen Wunsch vielleicht sogar im Schaufenster sitzen dürfen, konnten wir leider nicht recherchieren.
Die letzten zwei Kilometer nach Gillonnay sind dann landschaftlich zu schön, um Monsieur L'Ombrage ernsthaft noch an Schmerzen denken zu lassen. Er trägt tapfer die tonnenschweren Einkäufe vom Metzger (ich übrigens immer noch das halbe Kilo Dosenbier von vorgestern) und hält sich auch sonst wacker. Den lächerlichen Anflug von vereinzelten Regentropfen sitzen wir in Gillonnay - nur 400 Meter von unserer Unterkunft entfernt - heldenhaft auf der überdachten örtlichen Dorfjugendbank neben den öffentlichen Toiletten aus und spotten über den Regen. Ein paar hundert Meter weiter spotten dann drei Dorfhunde über uns, als Monsieur L'Ombrage sich bei den gepiercten Kühen in der hohen Schule der Tierfotografie versucht.
Nachdem wir beim ersten Versuch an unserem Privatquartier vorbeilaufen, landen wir doch an unserem Bestimmungsort und wir landen genau richtig. Wir werden eingeladen, unser mitgebrachtes Picknick doch unten am Eßtisch einzunehmen, wir hauen fleißig die guten Sachen vom Metzger weg (Wurstsalat!) und kriegen zum Abschluß noch Nachtisch-Erdbeeren spendiert. Während ich fleißig und egoistisch im Gespräch mit unseren Gastgebern an meinem Französisch arbeite (dessen Feinheiten jenseits von "Merci" bei Monsier L'Ombrage leider vollkommen fehlplatziert sind), erwischt mich Monsieur dabei, wie ich unbewußt französische Klischees in einem gleichzeitigen Motiv sammle. Rotwein, Gesten, Dijon-Senf. Peinlich...
Später gibt es noch herrlichen selbstgemachten Likör mit einer mir unbekannten Bergblume, einen Wechsel des Gesprächs hinüber ins Englische (vor allem weil unser Gastgeber plötzlich zugibt, daß er gerne Englisch übt) und Herr Grauel wird auch noch sentimental. Draußen rauscht inzwischen ein Gewitter nach dem anderen durch das Dorf, was wir nur mit höhnischen Blicken kommentieren. Gut getroffen. Alles.
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