Ich erwische Kilian beim morgendlichen Kartenstudium. Ein Blick über seine Schulter lässt mich unwillkürklich zurückzucken und treibt mir Tränen in die Augen.
Kurze Zeit später marschieren wir los, mir fällt auf: Kilian trägt den 4.Tag dasselbe Hemd und auch das Muster der Socken ist mir irgendwie vertraut. Ich empfinde spontane Hochachtung vor der Textilindustrie, die solch widerstandsfähiges Material entwickelt und beschliesse, künftig die Windrichtung im Auge zu behalten.
Der Tag ist wie immer, was soll ich mich wiederholen... Ich versuche mit pädagogischem Feingefühl Kilian von den Vorteilen der horizontalen Landschaftsphotographie zu überzeugen, mit wenig Erfolg. Immer wieder bringt er die Kamera hochkant in Anschlag. Einzig allein mein Argument man legt sich ja um die Landschaft zu betrachten auch nicht hin, scheint ihn zum Grübeln anzuregen.
In einer der wenigen Pausen versuche ich Kilian klarzumachen, dass ich mich demnächst verabschiede und er langsam lernen muss auf eigenen Beinen zu stehen und zu laufen. Ein leichtes Glitzern in seinen Augenwinkeln zeigt mir - wir sind ein gutes Team!
Angekommen im Hotel werde ich für die Strapazern des Tages mehr als entschädigt: ich finde in meinem Zimmer eine offenbar beim Rückzug vor den Allierten zurückgelassene mobile Feldnasszelle der Deutschen Wehrmacht vor, die offenbar wegen unfeldmässigem Anstrich als nicht kriegswichtig eingestuft wurde.
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