Montag, 14. Mai 2012

Bummeltag mit Zufriedenheitsgarantie.

Sonntag, 13.05.2012
Motz nach Thusy (Le Pezay)
5,5 h / 22 km

So ist's fein, so ist's recht. Beim Frühstück reibe ich mir die Hände über das Wetterglück. Gestern am Pausentag noch strömender Regen, heute Sonne, nicht zu warm, ein bißchen Wind. Herrlich.

Schnell den Berg hoch. Aussicht genießen! Und flipp - weiter, den richtigen Weg finden. Heute geht alles so leicht, als wäre der Rucksack 10 Kilo leichter. Wahrscheinlich sind die Pausentage inzwischen weniger dazu da, mich zu erholen, als vielmehr wieder die Vorfreude aufs Laufen zu schüren.

Ein schmaler Pfad geht um die Nordspitze der Bergkette herum, hoch oben über den Schluchten und dem Fluß komme ich langsam aus dem Morgenschatten des Westhanges. Auf der gegenüberliegenden Seite strahlt die Sonne schon die steil abfallenden Felsen an. Irgendwo auf halbem Weg biegt ein schmaler Steig rechts ab, um noch weiter aufzusteigen. Ich ringe kurz mit mir, denn ich habe wahnsinnige Lust auf Bergtour, aber ich habe keine Ahnung, wo dieses schmale Ding hingeht -- meine Karte kennt den auch nicht. Besser lassen...

Ein paar hundert Meter weiter hat jemand - an der einzigen Stelle weit und breit, an der überhaupt genug Platz dafür gewesen wäre - sein Quad den Abhang runtergepfeffert. Das liegt da noch schön dramatisch quer über dem ausgetrockneten Bachbett und die neugierigen Wanderer haben schon fast einen kleinen Pfad bis da runter ausgetreten. Wahrscheinlich darf sich der Pechvogel auf ewig was von seinen Freunden anhören, wie doof man doch sein muß, um ausgerechnet hier... 

Als ich die Bergkette ("Montagne du Gros Foug" - wer mag, darf darüber schmunzeln) hinter mir gelassen habe, wird's wieder langweilig. Ab St André gehts auf der Straße weiter, weil es mal wieder keine ordentliche Alternative gibt. Die heutige Etappe ist recht kurz, also beschließe ich auf gut Glück einen Umweg nach Vallières zu laufen, vielleicht findet sich da ja etwas zu futtern. Meine Unterkunft heute Abend bietet nix an, ein Restaurant kann ich mir auf diesen Minidörfern und vor allem am Sonntagabend sowieso abschminken. 

Und ja, neben den brav nebeneinander aufgereihten Standardgeschäften Bäcker / Metzger / Tante-Emma-Laden gibt es eine Bar, die offen hat. Idyllisch/praktisch an der Landstraßenkreuzung, aber beim Näherkommen als derart runtergerockt zu identifizieren, daß ich schnell die Lust auf kulinarische Abenteuer verliere. Schließlich hab ich noch ne getrocknete Salami im Rucksack, ich muß also nicht komplett hungern.

Lieber gucke ich mir die Berge in der Ferne an. Das macht auch ein bißchen satt.


Und wieder mal hab ich mit der Unterkunft richtig Glück gehabt. Mein Gastgeber stellt sich schon auf dem Klingelschild als Engländer heraus und entpuppt sich sehr schnell als der klassische "Went to France"-Pensionär. Aus der halboffenen Garage lugt der MG Roadster heraus und ich freue mich, endlich mal wieder ein paar gerade Sätze in einer Fremdsprache sprechen zu können. Als mich Michael mit dem Rucksack sieht, fällt bei ihm erstmal der Groschen, warum ich gestern am Telefon nochmal nach Abendessen gefragt habe. Ich hatte mich schon drauf eingestellt, mit einem Stück Salami im Magen einzuschlafen, aber statt dessen gibt es erstmal Nachmittagstee mit Kuchen und später ein paar Scheiben Brot, ein Bier und einen Obstkorb als Zuschuß zu meinen mitgebrachten Rumpfabendbrot. So wird's!

Wieder eine ausgebaute Scheune, ich habe ein riesiges Wohnzimmer ganz für mich und fläze eigentlich den ganzen Abend nur auf dem Sofa rum.

In ein paar Tagen bin ich in der Schweiz, daher fange ich schonmal langsam an, mich langsam im Netz bzgl. Übernachtungsmöglichkeiten zu orientieren. Und ich falle rückwärts vom Stuhl. Mehrfach. Über die ersten grob anrecherchierten Preise in und um Lausanne herum hatte ich noch laut gelacht und sie als "Genfer-See-Tarif" abgehakt. Aber die Schweizer meinen das ernst! Jedes noch so doofe Dorfhotel ist kaum unter 100 EUR die Nacht zu kriegen. Und die Bude sieht dann aus wie bei IKEA in den 80ern eingekauft und mieft schon auf den Fotos im Internet! Die einzigen bezahlbaren Quartiere sind Bed-and-Breakfasts, die man teilweise schon so ab 70 EUR die Nacht findet. Dann allerdings meistens mit Etagenbad und ordentlich Buchenfurnierimitat...

Ich verschiebe diese unlustigen Planungsansätze auf irgendwann später und entscheide mich lieber erstmal, noch ein paar Tage in den Bergen südlich des Genfer Sees zu verbringen. Meine Wanderkarten bluten vor lauter schönen rot markierten Wanderwegen, das Ganze liegt nicht allzu hoch (ab ca. 1.800m liegt hier noch Schnee) und - es ist noch Frankreich. Ich will hier irgendwie nicht weg...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen