Epalinges nach Goumoens-la-Ville (ich kann's immer noch nicht aussprechen)
7 h / 28 km
Epalinges
ist heute Morgen noch häßlicher als gestern. Ohne den Romantikfaktor
Sonnenuntergang und das weiche Licht läßt sich nicht mehr verheimlichen,
daß dieser Ort einfach nur ein Vorort von Lausanne ist. Mit seinen
Hochhäusern aus den 80ern muß ich eher an Hohenschönhausen denken. Wie
gut, daß gleich dahinter der Wald beginnt.
Eigentlich
laufe ich heute fast nur durch Wald. Mal schöner kleinteiliger Wald,
der gekonnt versteckt, daß nur ein paar hundert Meter weiter schon
wieder die Zivilisation anfängt. Mal ruppiger Militärwald, durch den
Betonpisten in mir unbekannte Richtungen streben. Mal lauschiges
Flußtalwälder mit Horden von aufgeregten Pferdemädchen auf Ponys. Und
überall: Quellen. Und Bänke zum Sitzen und Picknicken.
Der
coop-Supermarkt vorhin hatte sogar den "Spiegel" im Sortiment.
Deutschsprachiger Lesestoff. Eine willkommene Ausrede, um bei jeder
dritten Bank anzuhalten, ne halbe Stunde rumzusitzen und dann gemütlich
weiter zu gondeln. Eigentlich besteht der ganze Tag nur aus schlendern
und gondeln. Und futtern, denn irgendwie denke ich seit Tagen nur noch
ans Essen.
Die
Schweiz sieht hier vollkommen anders aus, als es uns Klischees,
Werbespots, Fernsehen und Heidi-Trickfilme weismachen wollen. Ich sehe
Bauernhofland, Flachland, allenfalls leichte Hügel. Nur einmal kann man
am Horizont hinter dem Dunst die erste Bergkette des Jura erahnen.
Ansonsten könnte das hier auch Sachsen-Anhalt sein.
In
Echallens tausche ich beim Bäcker ein kleines Vermögen gegen ein
Sandwich und zwei Pizzastücke, die mein Mittagessen werden sollen. Im
Migros komme ich für ein paar Getränke besser weg, aber schon beim
nächsten Bäcker muß ich nochmal zuschlagen. Schließlich brauche ich ja
noch ein Abendessen, in meiner Bed&Breakfast-Unterkunft auf dem
Bauernhof wird es nix geben. Und bei diesem zweiten Bäcker gibt es -
Glücksmoment! - Laugenstangen! Ohne Salz! Nachdem ich natürlich nicht
weiß, was Laugenstange auf französisch heißt, veranstalte ich mit der
Bäckersfrau eine kleine Suchchoreographie und ziehe glücklich von
dannen. Der Abend kann kommen.
Eine
halbe Stunde weiter kann ich meinen Zielort schon hinter den Feldern
sehen, habe aber noch keine Lust anzukommen. Also schlage ich noch ein
paar Schleifen durch das nächste Waldstück, liege noch ein bißchen im
Schatten im Gras rum und zuckele dann irgendwann zu meinem Bauernhof.
Hmm, kein Auto da, auf die Klingel antwortet auch niemand. Also mache
ich es mir erstmal auf der Bank bequem, inspiziere den
Selbstbedienungshofladen und eine halbe Stunde später trudelt der Bauer
auf seinem Hof ein. Freundliche Leute, nettes Zimmer, sogar mit kleiner
Gemeinschaftsküche. Zur Krönung hat er auch noch einen Adapter für die
doofen Schweizer Steckdosen parat.
Im
Laden unten wünsche ich mir sehr, daß ich ein Auto dabei hätte, um
sofort all die Marmeladen, Sirup-- (-- äh, was bitte ist die Mehrzahl
von Sirup?) Sirupe und anderen Sauereien einzusacken. Aus bekannten Gründen
begnüge ich mich mir selbstgemachtem Apfelsaft und Eis, was zusammen mit
meinen diversen Kleineinkäufen ein Festessen ergibt. So sieht
Versöhnung mit der Schweiz aus. Mit Essen kann man mich eben immer
ködern. Ich muß kurz über mein Tief in Évian schmunzeln und darüber, wie
schnell sowas überwunden sein kann. Ein guter Tag, ein zufriedener
Magen, eine gute Ankunft, das reicht, um mich aus allen Baggerlöchern
der Motivation wieder rauszuholen.
der Duden weiß Rat:
AntwortenLöschen"der Sirup; Genitiv: des Sirups, (Sorten:) Sirupe oder Sirups (Plural selten)"