Mittwoch, 13.06.2012
Herzogsweiler nach Neubulach
7 h / 28 km
Na gut, denke ich beim ersten Blick aus
dem Fenster. Wolken ja, Sonne ja. Immerhin. Und die Straße ist im
Detail gnädig: Gestern von rechts angekommen, heute nach links
weitergelaufen. Nur ein paar Schritte, und ich bin raus aus dem Ort.
Und nach zehn Minuten schiebst sich zum ersten Mal die Sonne richtig
aus den Wolken hervor. Na gut, denke ich, und bin einigermaßen
versöhnt wegen gestern.
Trotzdem habe ich heute ständig mit
einem vorsichtigen Auge den Himmel und die Wolken im Blick. So
richtig vertrauenerweckend sieht das alles nicht aus.
Pfalzgrafenweiler (dessen Name mir so
verdammt bekannt vorkommt, ich weiß nur nicht, wo und warum ich
schonmal von diesem Kaff gehört habe) serviert mir eine ältere Dame
vor dem Blumenladen, die mich derart verkniffen mißtrauisch
anschaut, daß ich fast versucht bin, sie mit einem barschen "Is
was?" endgültig in die Flucht zu schlagen. Aber wahrscheinlich
wäre sie dann weinend zusammengebrochen. Im ausgedehnten
Gewerbegebiet liegen die Hallen und Industriebauten wie frisch
gelandete silbrige UFOs auf den Wiesen herum, jeweils gekränzt von
tonnenweise Autos. Kein Mensch auf der Straße, anscheinend sind alle
am schaffe...
Feuchtwiese, Helenenquelle,
Naturlehrpfade, Brömsee, Grillhütte und mustergültig angelegte
Wege. Was so aufgeräumt und sauber wirkt, daß es schon fast dem
"Wachturm" entspringen könnte, entpuppt sich kurz darauf
als das Hinterland eines ausgedehnten Seniorenheims. Auf
asphaltierten wegen ist man eben mit Rollatoren deutlich besser
unterwegs. Allerdings treffe ich auf dem ganzen weitläufigen Gebiet
nur ganze zwei ältere Herrschaften, die sich weiter als 100 Meter
vom Haus weggewagt haben. Ein rüstiger Rentner mit Schäfermantel,
auf einer Bank sitzend und den See zeichnend. Und ein weniger
rüstiger Rentner, der sich mit dem Rollator wenigstens um die
nächste Waldecke gerettet hat, um ungestört rauchen zu können.
Erst auf der nächsten Anhöhe kann ich das wahre Ausmaß des
Gebäudekomplexes ausmachen. Vielleicht sind auch nur deswegen so
wenige von den Bewohnern draußen, weil sie sich ständig in den
Häusern verlaufen...
Unten im nächsten Tal fängt es -
röchel - an zu regnen. Scheint aber nur eine kleine Husche zu sein,
also flitze ich rüber zu der überdachten Brücke und schaue mir ein
paar Minuten den Verkehr auf der Bundesstraße an. Und dann ist auch
schon wieder alles vorbei. So ist's brav.
Berneck serviert zum Abschied noch eine
kleine Burg und in den Wäldern dahinter ist der Schwarzwald optisch
irgendwie vorbei. Weite Fichtenwälder, wie ich sie aus Franken
kenne. Breite, gerade Forstwege, die sich in der Ferne verlieren.
Kaum Steigungen, kaum Streß. Alle halbe Stunde findet sich eine Bank
oder eine Grillhütte zum Hinsetzen, aber nicht nötig, denn der Tag
ist fein und flott. Entspannt zuckele ich Neubulach entgegen und
freue mich auf die nächsten Tage, die mich in Richtung Franken
bringen werden. Mein nicht vorhandenes Fränkisch kultiviere ich
bereits bei jeder Gelegenheit...
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