Mittwoch, 20.06.2012
Öhringen nach Beltersrot
6 h / 20 km
"Malerische Altstadt mit kleinen Gassen zwischen den Fachwerkhäusern. Geselliges Beisammensein in historischer Atmosphäre. Genießen Sie kühle Drinks und lassen Sie den Tag entspannt ausklingen."
Wonach klingt das? Richtig. Kneipe gegenüber dem Hotelzimmerfenster am Abend, Müllabfuhr am Morgen und ich kriege eindeutig zu wenig Schlaf.
Natürlich regnet es bei unserem Abmarsch, natürlich ziehen wir heldenhaft keine Regenjacken an, sondern versorgen uns lieber noch beim Bäcker und bei Lidl mit Futter und Orangensaft. Der Regen kommt und geht, mal zehn Minuten, mal eine halbe Stunde, irgendwann gewöhnt man sich dran. Außerdem ist heute Obsttag: Kirschen vom Wegesrand, wilde Erdbeeren neben der Hecke am Weinberg, schrumpelsaure Johannisbeeren vom Feld. Bei all dem On-Off-Regen finden wir eine kleine Bank neben einer Hütte in den Weinbergen, futtern ein kleines Mittagessen und lassen die Beine baumeln.
In den Waldenburger Bergen gibt es endlich wieder dichten Wald, wo man den Regen nicht mehr so merkt. Oder sich im Fall der Fälle wenigstens unterstellen kann. Das haben die Waldarbeiter, an denen wir vorbeikommen, nicht wirklich nötig, die schockt ja nix. Als sie aber uns zwei Wanderer entdecken, stellen sie sofort die Arbeit ein und müssen erstmal gucken.
Später an der Straße werde ich mal wieder ein bißchen hibbelig - irgendwo da vorne war ich schonmal, bin ich vor zwei Jahren auf der Deutschlandtour schonmal langgelaufen, überschneiden sich die Wege. An der Kreuzung angekommen, meine ich, mich wenigstens an das seltsam verlorene Bushaltestellenschild zu erinnern. Wir machen ein albernes Foto und ziehen weiter runter zum See, mit der schweren Hoffnung im Gepäck, da irgendwo mal trocken sitzen zu können.
Können wir. Das Café hat geöffnet, wir machen mit den einzigen Gäste Staffelübergabe und sind ab sofort die einzigen Gäste in einem riesigen Gastraum. Der Wirt mit den erschrockenen Augen bringt Käsekuchen und heiße Schokolade für mich und Julia bestellt eine Apfelsaftschorle und - todesmutig - eine Spargelcremesuppe. Die ist total versalzen und auf den dezenten Hinweis beim Abräumen der noch halbvollen Suppe bekommen wir erstmal eine Lehrstunde in Sensorik: "Wir machen da nie Salz rein, das kommt alles vom Spargel. Da ist gar kein Salz drin". Ah ja. Im Abgang trompetet der Wirt noch deutlich hörbar in die Küche: "Der Dame ist die Suppe zu salzig!"
Damit wir nicht den Rest des Tages auf der Straße gehen müssen, schlagen wir einen kleinen Schlenker durch den Wald ein. Auf der Karte sieht es da nach einer schönen Alternative aus, aber jeder Leser mag sich ja schon denken, wo das endet, wenn ich diesen Satz so schreibe. Im Murks. Wir zuckeln fast eine Dreiviertelstunde in Richtung A, ohne den gesuchten abzweigenden Weg zu finden und zuckeln schließlich wieder in die entgegengesetzte Richtung -A, um an der altbekannten Kreuzung den Rest des Weges auf der Straße zu gehen. Großartig.
Im bumsvollen Dorfhotel tagen sich die Schraubenvertreter von Würth nen Wolf, wir hingegen entern den Wellnessbereich und lassen die Whirlpools blubbern. Die sind so heiß und so entspannend, daß ich zwischendurch vor lauter innerlichen "Ohs!" und entspannten "Ahs!" fast wegknicken könnte. Julia geht's nicht anders. Taumelnd wie geklatsche Fliegen wackeln wir zurück in unsere Zimmer, futtern ein wohlverdientes Abendessen und haben heute sicherlich beide kein Problem, einzuschlafen.
Liebe Claudia, viel Spass beim wandern mit Kilian, geniesse die schmerzfreie Zeit! Ich glaube alle Leser würden sich über Gastblogs von Dir freuen!
AntwortenLöschenAn Kilian: und wieso bekommt die Dame eine Extrawurst mit läppischen 20km/6h am ersten Tag davon, während ich 35km/9,5h laufen musste ????
Das versaut doch auch den ganzen Schnitt!
Monsieur LOmbrage
Julia, Claudia, Monika.. da kommt der Monsieur ja mal glatt durcheinander.
AntwortenLöschenAuch wenn ich weder 'n Schuh- noch Fußfetisch habe, würde mich mal ein Bild von deinen Schuhen bzw. der Sohle nach den bisherigen x-tausend km interessieren.
Ihrer Bitte, der Schuhsohlen betreffend, kann ich leider nicht entsprechen. Zu gross ist die Befürchtung meine Identität könnte, durch Abgleich mit der BND-Schuhsohlenkartei, enthüllt werden.
LöschenDarüber hinaus, mon cher Herr Pflaumbaum, hatten Sie bisher in der Planung mit Maitre Kilian zu wandern?
oh, in der Tat: sorry Claudia! Dann richtet sich meine Aufforderung/Bitte an Julia! Ändert nix daran, dass Kilian das tempo drastisch reduziert!
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis Herr Pflaumbaum!
Ach, Monsieur. Als Antwort zitiere ich einfach mal müde aus unserer privaten - aber zu diesem Zwecke sicherlich problem- und skrupellos zu veröffentlichen - Emailkommunikation: "...und dann wird die taegliche km-schlagzahl deutlich steigen..."
LöschenDieser Ihrer Wunsch war mir damals Befehl. Frau Julia stellte solche Ansprüche nicht. Also wird sie auch nicht vor entsprechende Extremherausforderungen gestellt...
Aber ich darf Sie trösten: Mit den kleineren Tagen fällt es Frau Julia natürlich schwerer, ein solch stolzes Kilometer-Gesamtergebnis wie Sie, werter Monsieur L'Ombrage, zu erreichen.