Sonntag, 24.06.2012
Dinkelsbühl nach Königshofen a.d. Heide
6,5 h / 23 km
Dinkelsbühl ist auch am anderen Morgen noch schön, da tut auch die Tatsache, daß wir uns beim Frühstück mit Touristen um die Brötchen drängeln müssen, der Pracht keinen Abbruch. Die Bühnen und Stände sind wie von Zauberhand über Nacht verschwunden und irgendwie ist plötzlich alles gar nicht mehr so prächtig und aufregend (außer das ganze Fachwerk natürlich, das ist nach wie vor super). Eine Touristenstadt in der Sonntagvormittagssonne eben. Immerhin hat der Bäcker geöffnet und während die Bäckersfrau Julias Einkäufe verpackt, blättere ich mit zunehmendem Grusel in dem Katalog für die bestellbaren Torten.
Draußen auf dem Feld ist es schon erschreckend warm für diese Uhrzeit. Aber heute steht viel Schatten auf dem Programm. Julias Augen glänzen, als wir nach einer halben Stunde im Wald in den ersten Abenteuerweg mit hohem Gras und ungewissen Ausgang einbiegen. Die Richtung stimmt grob, aber mal sehen wo wir am Ende rauskommen.Als plötzlich ein lautes "Hallo" hinter uns zu hören ist, erschrecke ich mich dermaßen, daß ein relativ unmännliches Kreischen meiner Kehle entfleucht, Julia stimmt ein paar Sekundenbruchteile einen wesentlich höheren (und lauteren) Schreckenston an. War aber nur ein Radfahrer, den wir nicht gehört haben. Alle Beteiligten lachen, aber für den Rest des Tages achten wir verstärkt auf unseren toten Winkel.
Erst nach guten zwei Stunden legen wir das erste Mal eine Pause ein, gucken von einer Bank neben den letzten Häusern von Dürrwangen einem Bub beim Skateboardfahren zu, schauen in den Wind und blinzeln vorsichtig in das sonnenbeschienene Feld. Später im Ort erkenne ich die Einfamilienhaussiedlungen meiner Kindheit wieder, noch dazu gibt es keinen einzigen Bingotreffer -- dieses Kaff kann man nur so zügig wie möglich auf dem direkten Weg verlassen.
Im Wald hinter Schwaighausen wird es dann nett, es gibt einen schönen Weiher im Wald. Wir umrunden das Ding, finden einen schönen schattigen Platz mit Tisch und Bank, lümmeln aber lieber trotzdem auf unseren Jacken auf dem Boden rum. Nach einer guten halben Stunde kommt die Anglerfamilie vorgefahren und packt das Picknick aus. Vati zeigt Sohnemann das Angeln, Mutti darf auch mal und irgendwer sitzt auch noch im mitgebrachten Liegestuhl herum. Nachdem wir alle unsere Bäckereieinkäufe aufgegessen haben, ziehen wir weiter in den Wald. Wir sind ein bißchen lustlos und matschig heute, die Landschaft ist zwar wieder schön, aber irgendwie auch reizlos, Menschen sind kaum zu sehen und über allem liegt eine bleierne Ruhe, wie sie nur Sonntage hervorbringen können.
In unserem Zieldorf laufen wir am ersten Dorfgasthof vorbei, der isses nich. Der zweite Dorfgasthof sieht nach Baustelle aus, kein Name dran, aber das abmontierte Straßenschild "Lindenstraße" gibt doch einen kleinen Hinweis auf den möglichen Zusammenhang mit den gesuchten Gasthof "Zur Linde". Auf den ersten Blick wieder ein schlimmer Dorfgasthof, aber von Minute zu Minute wird's netter. Als wir eine Stunde später zum Essen runtergehen, ist der Laden bumsvoll und das Geschäft brummt. Ein Großteil der Tagesgerichte ist schon aus, wir bestellen nochmal um, warten lange auf unser Futter, am Ende lohnt es sich aber, denn es ist lecker. Beim Bezahlen setzt sich der Wirt noch kurz zu uns an den Tisch und wir verquatschen uns, bis noch ein paar späte Gäste eintreffen. Dieser Dorfgasthof spielt eindeutig auf der guten Seite der Macht.
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