Dienstag, 26. Juni 2012

Wenigstens hat's nicht auch noch geregnet...

Montag, 25.06.2012
Königshofen nach Haundorf
7 h / 24 km

Schöne Quartiere zu verlassen ist immer hart. Heute ganz besonders. Ich habe den ganzen letzten Abend und die Nacht nach dem Haken bei dem 39 EUR-Zimmer gesucht, aber keinen gefunden. Statt dessen verquatschen wir uns auch nach dem Frühstück nochmal mit der Wirtsfamilie, die echt die Ruhe weg hat.

In der Nacht hat es schwer geregnet, die Luft auf der Straße ist kalt und klar, der Wind ist - naja - uneinladend. Königshofen hat keinerlei Läden für uns vorbereitet, kein Bäcker, kein Metzger, nix. Also schnell die zwei Kilometer rüber nach Bechhofen, um den Tag wenigstens gut versorgt anzugehen. Gott sei Dank schlagen wir gleich beim ersten Laden zu, denn es gibt reichlich Auswahl, spannende Säfte im Kühlschrank (die mal wieder niemand kauft, daher sind sie richtig schön kalt) und sofortige Pfandrücknahme der tonnenschweren Saftflasche aus Glas. Das kann man ja keinem Wanderer zumuten. Bechhofen geht gut weiter, in schneller Folge gibt es den Zeitschriftenladen (Spiegel für Kilian) und den Edeka (Obst für Julia), ich bestelle zwischendurch schnell per Telefon meine neuen Wanderstiefel und bin glücklich, daß der Laden am anderen Ende der Leitung ganz sicher ist, daß ich das Paket bis Ende der Woche in den Pfoten habe. Es tut mir in der Seele weh, die Dinger bald zu ersetzen, aber ich befürchte, daß sie nicht mehr lange durchhalten werden.

Kurz hinter Bechhofen ist der Tag noch recht vielversprechend: Julia findet im Wald die ersten Blaubeeren, die schon fast reif sind. Wir finden den Weg nicht und schlagen uns quer durch den Wald, was schön nach Abenteuerurlaub riecht und am Ende doch zur gewünschten Kreuzung führt. Ich pflüche zwei Zecken von meinen Unterschenkeln, kurz bevor sie sich endgültig unter meine Hose verkriechen können.

Und mit diesen ganzen guten Nachrichten ist es irgendwie auch schon vorbei mit guten Nachrichten für den Tag. Kurzum: Langsam, aber merklich geht es heute bergab mit der Laune. Wir laufen viel Asphalt, der Wind schneidet und irgendwie ist alles heute zum Meckern. Meckern, wohlgemerkt, nicht Jammern. Hinter Mörlach wird der Asphaltweg zu einem endlosen Betonplattenweg, der in einem riesigen Bogen nach Ornbau führt. Wer nicht auf der Straße gehen will, muß hier laufen. Hinter Ornbau liegt ein riesiges Vogelschutzgebiet mit Betretungsverbot, das ich auf meiner Wanderkarte galant übersehen habe. Scheiße. Also großen Umweg planen. Auf schönen Wegen?`Fehlanzeige. Entweder Straße oder ein noch größerer Umweg...

Der Anblick von Ornbau gibt mal kurz ein wenig Hoffnung, aber außer einer schönen Brücke samt angeschlossenem historischem Stadttor wird wenig Leben serviert. Eigentlich gar keines. Wir sehen zwei oder drei Leute auf Fahrrädern, die durch die geschlossene Stadt irrlichtern, während die Trostlosigkeit der stillen Mittagsstunde uns noch schneller durch den Ort treibt. Kurz vor dem Ortsausgang gibt es nochmal einen kleinen Fischweiher, wir zwingen uns zur Mittagspause nieder, obwohl es windig ist. Und eklig. Und überhaupt. Lustlos sitzen wir auf der Bank herum, ziehen uns ein Kleidungsstück nach dem anderen an, lesen ein bißchen, essen ein bißchen unsere Vorräte auf, aber eine schöne Mittagspause sieht anders aus. Entnervt ziehen wir weiter.

Wir entscheiden uns für den ätzenden, aber direkten Weg, dann eben die Straße. Beim Laufen mache ich mir darüber Gedanken, was mit diesem Tag schiefgelaufen ist. Eigentlich hätte alles schick werden können, bzw. eigentlich ist alles schick: Kein Regen, ein bißchen Sonne, kühlender Wind, weite Aussichten über endlose Felder... Aber irgendwo ist irgendwas heute auf die schiefe Bahn geraten und wir ahnen, daß das nicht mehr gerade zu rücken ist. Die einzige Antwort: Augen zu und durch. Wir bringen die Straßenkilometer hinter uns, tauchen in den Wald ein, marschieren über ein paar Forststraßen und landen irgendwann in einem monströs großen Hotel in einem zwergenkleinen Dorf. Es gibt Griechisch heute Abend, der alte Fleisch- & Salzfreund Kilian natürlich super findet. Laut Eigenwerbung gibt es sogar "Die etwas andere griechische Küche", aber irgendwie erkennen wir keinen Unterschied. Vielleicht wird das Gyros nochmal freundlich belächelt. 

Wir sitzen beim Essen, sind beide froh, daß der Tag rum ist und wundern uns, was an der heutigen Tour überhaupt unser Problem war. Wir wissen es bis heute nicht, aber ist auch ok. Mit einem Schmunzeln über die verkorksten Stunden wackeln wir auf unsere Zimmer. Morgen ist ein neuer Tag.

1 Kommentar:

  1. Vogelinsel zwischen Ornbau und Altmühlsee:

    Hätte man wissen können, wenn man damals bei den Familienwanderungen mal die Augen aufgesperrt hätte statt immer nur zu jammern "Wann sind wir endlich da ?" oder "Hmpf, immer wandern..."

    Daher: Null Mitleid von dieser Seite.

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