Donnerstag, 14. Juni 2012

Wetter, mißtrauisch beäugt.

Mittwoch, 13.06.2012
Herzogsweiler nach Neubulach
7 h / 28 km

Na gut, denke ich beim ersten Blick aus dem Fenster. Wolken ja, Sonne ja. Immerhin. Und die Straße ist im Detail gnädig: Gestern von rechts angekommen, heute nach links weitergelaufen. Nur ein paar Schritte, und ich bin raus aus dem Ort. Und nach zehn Minuten schiebst sich zum ersten Mal die Sonne richtig aus den Wolken hervor. Na gut, denke ich, und bin einigermaßen versöhnt wegen gestern.

Trotzdem habe ich heute ständig mit einem vorsichtigen Auge den Himmel und die Wolken im Blick. So richtig vertrauenerweckend sieht das alles nicht aus.

Pfalzgrafenweiler (dessen Name mir so verdammt bekannt vorkommt, ich weiß nur nicht, wo und warum ich schonmal von diesem Kaff gehört habe) serviert mir eine ältere Dame vor dem Blumenladen, die mich derart verkniffen mißtrauisch anschaut, daß ich fast versucht bin, sie mit einem barschen "Is was?" endgültig in die Flucht zu schlagen. Aber wahrscheinlich wäre sie dann weinend zusammengebrochen. Im ausgedehnten Gewerbegebiet liegen die Hallen und Industriebauten wie frisch gelandete silbrige UFOs auf den Wiesen herum, jeweils gekränzt von tonnenweise Autos. Kein Mensch auf der Straße, anscheinend sind alle am schaffe...

Feuchtwiese, Helenenquelle, Naturlehrpfade, Brömsee, Grillhütte und mustergültig angelegte Wege. Was so aufgeräumt und sauber wirkt, daß es schon fast dem "Wachturm" entspringen könnte, entpuppt sich kurz darauf als das Hinterland eines ausgedehnten Seniorenheims. Auf asphaltierten wegen ist man eben mit Rollatoren deutlich besser unterwegs. Allerdings treffe ich auf dem ganzen weitläufigen Gebiet nur ganze zwei ältere Herrschaften, die sich weiter als 100 Meter vom Haus weggewagt haben. Ein rüstiger Rentner mit Schäfermantel, auf einer Bank sitzend und den See zeichnend. Und ein weniger rüstiger Rentner, der sich mit dem Rollator wenigstens um die nächste Waldecke gerettet hat, um ungestört rauchen zu können. Erst auf der nächsten Anhöhe kann ich das wahre Ausmaß des Gebäudekomplexes ausmachen. Vielleicht sind auch nur deswegen so wenige von den Bewohnern draußen, weil sie sich ständig in den Häusern verlaufen...

Unten im nächsten Tal fängt es - röchel - an zu regnen. Scheint aber nur eine kleine Husche zu sein, also flitze ich rüber zu der überdachten Brücke und schaue mir ein paar Minuten den Verkehr auf der Bundesstraße an. Und dann ist auch schon wieder alles vorbei. So ist's brav.

Berneck serviert zum Abschied noch eine kleine Burg und in den Wäldern dahinter ist der Schwarzwald optisch irgendwie vorbei. Weite Fichtenwälder, wie ich sie aus Franken kenne. Breite, gerade Forstwege, die sich in der Ferne verlieren. Kaum Steigungen, kaum Streß. Alle halbe Stunde findet sich eine Bank oder eine Grillhütte zum Hinsetzen, aber nicht nötig, denn der Tag ist fein und flott. Entspannt zuckele ich Neubulach entgegen und freue mich auf die nächsten Tage, die mich in Richtung Franken bringen werden. Mein nicht vorhandenes Fränkisch kultiviere ich bereits bei jeder Gelegenheit...

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