Donnerstag, 7. Juni 2012

2.000 Kilometer im Sack.

Mittwoch, 06.06.2012
Belchen nach Schauinslandbahn (Bergstation)
4,5 h / 18 km

Aaargh! Morgens schon wieder Schnürlesregen, aber so leise und klammheimlich, daß ich ihn vom Bett aus nicht gehört habe. Beim Frühstück reißt mich die Frühstücksdame mit "Darf's ein Ei sein, Herr Grauel?" ins Reich des Staunens, aber ich erinnere mich sofort wieder, daß in dieser Laden auf jedem Tisch ein Namensschild prangt. Gut, daß ich schon soweit konditioniert bin, daß ich automatisch zum Frühstück auf den selben Tisch wie beim Abendessen zusteuere.

Ich bummele beim Zusammenpacken, so sehr es nur geht, aber es hilft nix: Der Regen hört nicht auf. Auch noch eine zusätzliche Viertelstunde in voller Montur unter dem Vordach rumstehen hilft nix, also los. Beginnen wir den Tag mit der ätzendsten Variante: Start im Regen. Alles ist klatschnass und dampft vom Regen der letzten Stunden. Wenigstens hört es dann doch zügig auf...

Nach einer knappen Stunde stehe ich auf einem Waldparkplatz mit Hütte, gucke nochmal auf die Karte und verkünde mir stolz: Die 2.000 Kilometer sind erreicht. Ich grinse ein bißchen vor mich hin, nehme die gerade vorbeifahrende Porsche-Parade ab und mache ein paar Fotos. 2.000 Kilometer zu Fuß in knapp 3 Monaten. Geile Sache!

Danach: Standard. Eine Stunde Wald, eine halbe Stunde Wiese. Dann wieder eine Stunde Wald. Zwischendurch ein paar Kühe, die mich so interessiert angucken, daß sie sich vom Elektrozaun eins auf die Nase geben lassen. Ich nehme das als Kompliment. Mir kommen immer mehr Wanderer mit großem Gepäck entgegen. Eindeutig keine Sonntagswanderer, sondern ein bißchen ernster. Ich erfahre: Westwegwanderer, die den Schwarzwald von Norden nach Süden durchqueren. Sind ja auch gerade Pfingstferien...

Eine Stunde vor der Seilbahnstation ziehen wieder Wolken auf.  Langsam rauschen die schweren Schwaden vom Tal her herauf und hüllen die ganze Hochebene in dichten Nebel. Als ich die Straße überquere, hätte ich das auch mit geschlossenen Augen machen können. Man hätte die Autos eher gehört als gesehen...

Mein Ziel heute ist die Seilbahn am Schauinsland, von wo aus man runter nach Freiburg gondeln kann. Dann noch ein bißchen Bus und ein bißchen Straßenbahn, und ich kann endlich meine Liste mit Besorgungen abhaken. Wanderkarten, neue Socken, düt un dat. Außerdem: Rudi treffen. Wir haben uns vor vielen Jahren bei einem schlimmen Projekt kennengelernt (Genre: Katastrophe), seitdem behellige ich ihn immer mal wieder.  Leider hat mir Rudi so nebenbei mitgeteilt, daß hier morgen Feiertag ist. Fronleichnam. Shit, schon wieder nen Feiertag verplant. Das heißt, daß ich alle Punkt auf meiner Liste heute schaffen muß, weil morgen alle Läden zu haben. 

Insofern war der ganze Tag bisher eher ein flotter zielgerichteter Spaziergang zur Schauinslandbahn. Was angesichts des Wetter aber auch nicht wirklich schade ist. Meine Wanderkarte verzeichnet zahlreiche Aussichtspunkt mit sicherlich spektakulären Aussichten, die mir heute aber vollkommen verborgen bleiben. Also nicht lange rumeiern, um 14:20 Uhr kaufe ich mir ein Ticket für die Seilbahn und bin noch nicht mal eine Dreiviertelstunde später in der Freiburger Fußgängerzone.

Morgen werde ich wieder mit Bus und Bahn und Seilbahn zum Schausinsland fahren und von da aus weiterlaufen. Naja, logistischer Ausfallschritt eben... Den Rest des Tages beschäftige ich mich gekonnt mit dem Einkaufen von Wanderkarten, Socken und Schokoriegeln sowie einer nicht unbeträchtlichen Menge von Schweizer Kaugummis für einen Genießer, auf dessen Identität wir hier nicht weiter eingehen wollen. Ich räume nochmal meinen Rucksack aus, packe ein Paket mit überflüssigem Kram für die Heimat (Wobei ich mich frage, wie das zur Hölle funktioniert -- das ist bestimmt das 4. oder 5. Paket mit Kram aus meinem Rucksack, den ich per Post entsorge...) und verwandle mein Hotelzimmer in eine Chaoszone.  Abends holt mich Rudi vom Hotel ab und nach einem kleinen Stadtrundgang gibt es soviel Schnitzel, daß ich zum ersten Mal seit Langem meinen Teller nicht schaffe. Statt dessen muß eben mit viel Bier nachgespült werden, was ich sicherlich morgen früh bereuen werde. Aber ein solcher 2.000er-Meilenstein will eben gebührend begossen werden.

Darauf einen Dujardin!

2 Kommentare:

  1. Meine herzlichsten Glückwünsche!
    Manno, ist 'ne Leistung! Und die fast 3 Monate!

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  2. Monsieur Müller8. Juni 2012 um 09:30

    Félicitation. Gut gemacht, weiter so, die Netzgemeinde ist stolz auf Sie.
    Es sei mir dennoch vergeben, wenn mein erster morgendlicher Blick in die Welt für die nächsten 3 Wochen erstmal gen Osten schweift.

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