Montag, 30. April 2012

Gewitter.

Gestern Abend ist nach einer Stunde Musik unter Kopfhörern draußen die Stimmung gekippt. Und tief gefallen. Ich habe den warmen Wind, der aus dem Süden das Rhônetal heraufkam, als willkommene Kühlung mißverstanden. In Wirklichkeit war es der Vorbote eines Gewitters, daß schon die ganze Nacht hindurch seine Fracht über der Stadt ablädt. Abendessen gestrichen, Kino gestrichen, rausgehen ist plötzlich unvorstellbar bei dem Wetter. Durch das gekippte Fenster hört es sich so an, als würde Wasser in einem Hafenbecken an die Betonwand klatschen und im fahlen gelben Licht des Morgens sieht es auch ein bißchen so aus.

Die Nacht kein Auge zugetan. Minute um Minute angstvoll dem Regen gelauscht. Dem Wind, der um der Häuser zog und die heute Nachmittag noch so volle Flaniermeile leerfegte. Im Bett rotiert. Immer wieder aufgestanden, um die aufgewühlten Pfützen auf dem Parkplatz im blauen Licht des Hotelschildes zu betrachten. Jede stille Minute, in der Wind und Regen nachließen, als gutes Zeichen geglaubt und jedesmal, wenn beide zurückkamen, wieder hilflos am Fenster gestanden. Diese Nacht hatte nichts Erholsames, dieses Gewitter nichts Reinigendes, das Geräusch des Regens vor dem offenen Fenster nichts Beruhigendes.

Der Gedanke, bei so einem Wetter loszulaufen, ist monströs. Ich wäre nach 10 Minuten klatschnaß und würde es den ganzen Tag über bleiben. Ich versuche das Maß an Überwindung anzuwiegen, das dazu nötig wäre und ordne es irgendwo bei "mit offenen Augen gegen eine Mauer laufen" ein.

 

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