Donnerstag, 3. Mai 2012

Noch 1x Laufen, dann kommt Monsieur L'Ombrage.

Mittwoch, 02.05.2012
Chabeuil nach Romans-sur-Isère
6 h / 27 km

Rein in die Stiefel. Die Mistdinger sind immer noch naß von vorgestern, ich spüre, wie sich die Socken in den ersten zwanzig Sekunden wieder mit Suppe vollsaugen. Herrlich...

Raus aus Chabeuil, auf mich wartet ein Straßentag im Rhônetal. Asphalt, Sonne und ebenes Land. Die schicke Altstadt von Chabeuil gibt sehr schnell den schönen Schein auf und nur 100 Meter weiter dünnt der Ort wie immer mit Autowerkstatt und Supermarkt in Richtung Route Nationale aus.

Das Land ist fruchtbar und weit, überall Bäume mit Kirschen, Äpfeln, Aprikosen, Oliven undwasweißichnochalles. Vor allem aber ist das Land stinklangweilig hier. Flache Erde, ein paar Bäume, Asphaltstraßen nach links und rechts. Berge und Spannung findeste woanders. Viele Häuser stehen zum Verkauf, ist ja auch kein Wunder. Im Westen der Flughafen von Valence, wo die kleinen Maschinen dröhnen und das französische Militär einen Hubschrauberstützpunkt unterhält, im Osten die TGV-Strecke, auf der alle 10 Minuten ein Zug donnert, 30 Kilometer im Süden sieht man noch die Kühltürme des Atomkraftwerks dampfen und im Norden... im Norden war ich noch nicht, aber da gibt es auch sicherlich Gründe, warum man hier nicht wohnen will. Im Katalog-Neubauhaus, das irgendjemand voller Hoffnung erst vor ein paar Jahren hier im flachen Niemandsland zwischen lauter Kleinstädten hingesetzt hat. Jetzt steht es leer, die geschlossenen Fensterläden und das fehlende Auto sind der Beweis dafür und der Rasen ist schon lange nicht mehr gemäht worden.

Eigentlich ist der Tag zu kurz, Monsieur L'Ombrage hat mit seiner Reiseplanung dafür gesorgt. Also heute nur bis Romans, der nächsten Kleinstadt, die ich wahrscheinlich hassen werde. Und bis dahin habe ich ja auch Zeit, noch ein paar Umwege zu laufen.

Außer sechs kleinen Wolken, deren Schatten der Wind träge über die Felder schiebt, habe ich die Sonne heute ganz für mich. In den Bergen im Westen: Wetter. Wahrscheinlich Gewitterwolken. In den Bergen im Osten: Wetten. Wahrscheinlich Regen. Nur über der Rhône-Ebene ist alles trocken und sonnig. Trotzdem bin ich froh, daß es morgen endlich wieder in die Hügel geht. Aber bis dahin kann ich mein neues Hobby Trainspotting noch schön ausdehnen. Auf jeder Brücke über die TGV-Trasse braucht man nur fünf Minuten rumstehen, schon kommt der nächste Zug angefaucht.

Romans ist erstaunlich nett, es gibt eine Innenstadt, hier leben sogar Menschen und es nicht sofort abschreckend. Das erschreckend günstige Innenstadthotel ist nicht - wie eigentlich erwartet - furchtbar, sondern nur günstig.

Am Abend gehe ich runter auf die alte Brücke, Monsieur L'Ombrage abholen. Richtig, ich habe ab heute einen rätselhaften Mitwanderer an meiner Seite. Das Phantom der Landstraße: Monsieur L'Ombrage. Er hat ein Jubiläumstörtchen mitgebracht, das ich als Geste zu würden weiß, die Realität allerdings präsentiert sich als labbriges Schokobrötchen mit Sprühsahne aus Genf. Wir trinken ein paar Biere, essen ein furchtbares Hack-Abendessen und landen schnell beim "Ach, wären wir doch heute noch ein paar Kilometer gelaufen...".
 
Das kann ja heiter werden die nächsten Tage...




1 Kommentar:

  1. Na, drehste gerade durch? Hat das Törtchen denn Monsieur L'Ombrage geschmeckt? Mich wundert nichts mehr... Schöner Teint!

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