Mittwoch, 30. Mai 2012

Links Klettern, rechts Kajakfahren, und in der Mitte kann man wandern.


Dienstag, 29.05.2012
Fornet-Blancheroche (F) nach Goumois (F)
8 h / 25 km

Die besten Tagen sind die, an denen man sich schon beim Wachwerden auf's Wandern freut. So auch heute. Vor mir liegt wieder ein Tag am Doubs, das Wetter passt, es ist ein ganz normaler Werktagsdienstag und daher wahrscheinlich nicht viel Touristenverkehr und überhaupt. Und vor allem: Morgen gibt es nochmal nen Tag, auf den ich mich jetzt schon freue... Meine Gastgeberin gibt mir zum Abschied noch den Tip, über die "Eschelles de la Mort" abzusteigen. Da sei die Aussicht sehr schön.

Gesagt, getan... Nachdem mich in der einzigen Kurve im Dorf fast ein Auto umgenietet hätte, bin ich endlich auf der Wiese (ergo in Sicherheit). Nachdem ich den Kühen auf meinem Weg einen guten Morgen gewünscht habe, geht es auf einem schmalen Felsband hoch über dem Doubs-Tal von Aussicht zu Aussicht langsam runter zum Fluß. Und es wird immer schöner...






 Ääh - Moment... Was soll die seltsame Hängebrücke auf dem letzten Bild? An dem offiziellen Aussichtspunkt hängt sie unterhalb der Felsen quer durchs Sichtfeld, kommt aus dem Nichts und endet im Nichts und ich kann mir erstmal keinen Reim draus machen. Als mich beim letzten Stück Abstieg zum Fluß dann ein älterer Herr in Klettermontur überholt, lichtet sich der Nebel: Ein Klettersteig. Sieht gar nicht schwer und technisiert aus, hat dafür aber so Großartigkeiten wie Hängebrücken über dem Abgrund oder Seilrutschen parat. Merke: Klettersteigset besorgen, hier nochmal herkommen!


Inzwischen wieder unten am Fluß. Weiter durch das grüne Dickicht. Neben den Ruinen einer alten Mühle finden sich noch die moosüberwucherten Mühlsteine im Geröll, und heute habe ich den Fluß fast ganz alleine für mich. Nur ab und zu sehe ich drüben in der Schweiz mal einen Angler. Bei einem kleinen Ausflug weg vom offiziellen Weg finde ich zwei tolle Lagerplätze unter riesigen Felsvorsprüngen, wo sogar schon Feuerholz fürs Lagerfeuer bereitliegt. Merke: Schlafsack mitnehmen und nochmal herkommen.


 

Über Stunden geht es wieder durch das stille Tal. Wieder kein Dorf, keine Straße, nur einmal zwei einzelne Häuser mit einer Kapelle. Erst spät am Nachmittag öffnet sich der schmale Weg kurz vor Goumois zu einem Parkplatz, wo im Hochsommer offensichtlich die große Kajak-Party steigt. 

Passend dazu kann ich ein paar hundert Meter weiter auch gleich die erste Gruppe beobachten, die zum Warmwerden erstmal Rettungsübungen macht: Ins Wasser springen, auf dem Rücken ein paar Stromschnellen runtertreiben lassen, unten eine Leine auffangen und zum Ufer zurückschwimmen. Wenn ich mir die Ausrüstung der Gruppe so ansehe (Neoprenanzüge, Schwimmwesten, Helme) muß ich unwillkürlich schmunzeln, denn bei meinem ersten und bisher einzigen Kajaktrip vor 20 Jahren hatten wir wohl - wenn überhaupt - jeder eine Schwimmweste...

Goumois ist deutlich kleiner, als ich gehofft hatte. Die zwei Souvenirläden sind schnell abgeklappert: Keine Wanderkarten. Denn natürlich stehe ich wieder vor dem Problem, daß morgen ungefähr gegen Mittag meine Karten zu Ende sind und damit auch mein Orientierungshorizont. Naja, ich hab ja noch meine rausgerissenen Seiten aus dem Autoatlas... Unschön ist auch, daß ich eigentlich bis mindestens übermorgen nicht damit rechne, auf einen Ort zu stoßen, der groß genug ist, um eine vernünftige Chance auf Kartennachschub zu haben. Naja, wird schon irgendwie gehen... Immerhin hat Goumois einen Mini-Lebensmittelladen, der nicht nur gekühlte Orangina und hausgemachte Limonade bereit hält, sondern neben leckerer Wurst sogar am späten Nachmittag noch Baguette im Angebot hat. An der Kasse merke ich, daß das hier auch eine Mini-Postfiliale ist und werde prompt zwei Kilo abgearbeitete Wanderkarten los. Glück muß man haben...

Die restliche Stunde geht schnell rum, am frühen Abend komme ich entspannt bei meiner Unterkunft an. Eine ehemalige Mühle direkt am Fluß, jetzt ein kleines Hotel. Zwei andere Häuser noch drumherum, das war's. Zum Sound des rauschenden Wassers vor meinem Balkon werde ich sicherlich wie ein Baby schlafen. Morgen nochmal ein Tag am Fluß, dann geht's Richtung Elsaß...


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