Sonntag, 18. März 2012

Talwanderung.

Freitag, 16.03.2012
Itxassou – Saint Martin d'Arrossa
5 h / 22 km

Kalt Neblig. Feucht. Wolkig.

Was erstmal uneinladend klingen mag, bescherte mir heute den entspanntesten Wandertag der bisherigen Tour. Der übliche Morgendunst erwies sich als relativ hartnäckige Bewölkung und die angenehme Kühle brachte nach den letzten Sonnenbrand-Tagen eine herrliche Abwechslung. Die gestrige Grundsatzfrage „innerer Schweinehund oder Selbstgeißelung?“ beantwortete sich heute von ganz alleine mit einer herzhaften Mezzo-Mezzo-Entscheidung. Die ersten Kilometer aus Ixtassou heraus wollte ich auf jeden Fall die Straße nehmen, um den Pas de Roland anzuschauen (ein sagenumwobener Stein aus der baskischen Geschichte in einer steilen Schlucht der Nive; klassischerweise hab ich aber einfach mal vergessen, das Ding auch zu fotografieren...). Die befürchtete vielbefahrene Landstraße entpuppte sich als geteerter Feldweg, auf dem mir ca. alle 20 min ein Auto begegnete. So entspannt kann Straßenwandern sein. 

 Spätestens an der Brücke ein paar Kilometer weiter rechnete ich aber mit Sicherheit mit deutlich mehr Verkehr, der von der anderen Seite des Flusses herüberschwappen würde. Weit gefehlt: Die Brücke war gesperrt. Der Optik nach schon seit Jahren... Also blieb es bei der Formel „3 Autos pro Stunde“ und die Straßenetappe war eigentlich sogar recht fein. Es gab sogar zur Abwechslung mal nen Holzstapel neben der Straße, auf dem man vorzüglich Mittagspause machen konnte. Gegen 1300 schälte sich dann doch die gelbe Sau langsam durch die Wolken, es wurde wieder wärmer.


Der Rest des Weges weiter entspannt am Flußufer, hinter jeder Kurve ein picknickendes Rentnerpäarchen, auf jedem Stein ein Angler, auf jeder Wiese eine Schafherde. So einfach gestrickt kann die Logik der Landschaft sein.

Im letzten Drittel wurde es dann doch nochmal steil/spannend. Ich traue ja inzwischen den Karten nicht mehr so richtig, nachdem ich schon mehrmals an Kreuzungen stand, die deutlich weniger Optionen boten, als sie lt. Karte bieten sollten. Gerne enden hier auch Wege mal im Nichts, obwohl sie auf den Karten wie durchgehende Wanderautobahnen aussehen. Heute aber: Alles bestens. Der angepeilte Weg den Hang hinaus existiert nicht nur, er ist sogar markiert – und er schraubt sich ein ganzes Stück nach oben und eröffnet die Aussicht auf das Tal, dem ich heute schon den ganzen Tag gefolgt bin.

Mein Zimmer findet sich direkt gegenüber des Bahnhofs, die Tochter der Wirtin geht nach meinen ersten dahingewürgten Worten Französisch sofort in reinstes American English über. Verwandtschaft in Kalifornien. Ich bin zwar nicht in Frankreich, um Englisch zu sprechen, aber so isses irgendwie doch leichter. Für beide.

Das Abendessen ist wieder der Knaller. Hier das Menü:

Sauerkohlsuppe 
(nicht im Teller serviert, sondern in einer mittelgroßen Schüssel zum Teller; der Gast kann sich nehmen, soviel er will)
überbackener Apfel-/Gänseauflauf
Gänsebrust
ein Stück Eistorte

Das Menü du Maison gibt es für – na? Unglaubliche 12 EUR... Ich zuckele glücklich zurück in mein Zimmer und freue mich auf den Pausentag morgen...

1 Kommentar:

  1. Pause von der Gelben Sau :-), wenn auch nur zeitweilig, und Gänseauflauf! Da freut sich doch der Schweinehund! Und die Städterin hier kocht - nee, keine Gänsebrust, sondern - vor Neid! Aber das Laufen kann ich mir für mich nicht vorstellen, leider...

    Ganz liebe Grüße,
    Biene

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