Sonntag, 18. März 2012

Pausentag und Einkaufsglück.

Samstag, 17.03.2012
Pausentag
Ausflug nach Bayonne

Der zerfallene Bahnhof liegt direkt von dem Hotel und vor dem Frühstück schalte ich nochmal kurz in den Erledigungsmodus und plane meinen Ausflug nach Bayonne. Der Bummelzug fährt von hier eine Stunde (für 39 km...), hält dabei natürlich an jeder Milchkanne und nimmt dabei dabei fast exakt an die Talroute, die ich gestern zu Fuß gegangen bin. So kann man das Ganze auch nochmal rückwärts erleben... Der Bahnhof ist so tot, wie ein Bahnhof nur sein kann. Man hätte auch einfach ein paar umgedrehte Getränkekisten als Einstiegshilfe neben das Gleis stellen können, es hätte den selben Zweck gehabt. Über die Pferdeäpfel auf dem Bahnsteig musste ich noch ein bißchen nachdenken. Hat hier jemand stilecht seine Braut vom Zug abgeholt?

Bayonne fühlt sich nach den Tagen in den „bis-zu-2.000-Einwohner-Dörfern“ nach einer richtigen Stadt an und ist es wahrscheinlich auch. Im Postamt, einem majestätischen Zweckbau aus einer anderen Epoche des Beamtentums, werde ich bei einem schwer schielenden Postbeamten per Paket nach Deutschland kiloweise dämlichen Kram los, den ich ohne Nutzen mit mir rumschleppe. Zweiter Pullover. Zweites Poloshirt. Abgelaufene Wanderkarten. 2 von 3 Büchern. Undundund. Lauter Zeug, bei dem mir schleierhaft ist, wieso ich es überhaupt eingepackt habe.

Der nächste Zug zurück nach Saint Martin d'Arrossa geht in gut 3 Stunden, also ist Zeit zum Bummeln. Altstadt, Kathedrale, botanischer Garten, Festung. Ich wackele durch die Gassen, vorbei an gut gekleideten Einwohnern, Touristen und orientierungslosen Wanderern mit großen Rucksäcken, die der Jakobsweg in diese Stadt gespült hat. Ich werde den Gedanken nicht mehr los, daß es in meinem allerersten Französisch-Schulbuch irgendeine Geschichte zu Bayonne gab, aber ich kriege sie nicht mehr zusammen. Am Fluß lese ich ein bißchen in der Sonne, höre der Punk-Blaskapelle von schräg gegenüber zu, gehe noch ein paar Nettigkeiten für die nächsten Tage einkaufen (Blasenpflaster, luftgetrocknete Salami, Schokolade) und mache mich nach einem schönen Mittagessen auf der Parkbank wieder auf zum Bahnhof. Auf der Rückfahrt vergißt die Schaffnerin, daß ich ein Ticket bei ihr kaufen wollte und so beende ich diesen Tag 7,60 EUR reicher als erwartet.


Wie war das nochmal mit den angeblichen 3 Erkenntnissen von vor ein paar Tagen? „Die ersten zwei Wochen sind die Hölle?“ Wie bin ich denn bitte auf diese dämliche Idee gekommen? Es fühlt sich alles genau richtig an. Das Wandern ist anstrengend, stresst aber nicht. Ich habe viel Zeit, aber langweilig wird es auch nicht. Ich schlafe Nachts endlich wieder mindestens 8 Stunden. Die Etappen der nächsten Tage werden hart, aber das ist dann halt so. Mein Französisch könnte besser sein, aber es geht auch so ganz gut. Und vor mir liegt noch so viel, was es zu erleben gibt.

Als ich am späten Nachmittag ins Hotel zurückkomme, beginnt es - zum ersten Mal seit einer Woche – ganz leise zu regnen. Es riecht nach Staub und Sommer. Ich lege mich eine Stunde bei offenem Fenster aufs Bett, höre dem Regen und den Dorfhunden zu.

1 Kommentar:

  1. Dein Tagebuch ist wie Kiffen in gut - ich bin schon beim Lesen entspannt. Nur Eines: EIN Polohemd und EIN Pullover? Was macht denn dann Deinen Rucksack voll bitte?

    Wie auch immer, komm gut weiter und lass Dich nicht ärgern.

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