Petit Haget (Montesquiou) nach Auch
7 h / 33 km
Gestern war Pausentag. Ich hab gerade lange darüber nachgedacht, wie ich den Tag eigentlich rumgekriegt habe, aber irgendwie hab ich wirklich nix gemacht. Außer frühstücken, etwas lesen, bißchen auf der Terrasse sitzen und ähnlichen Kram. Davon gibt es keine Fotos. Aber zum Abschied habe ich noch ein paar Fotos von den Gänsen gemacht, die hier wohnen. Brace yourself... Leider genügen die Aufnahmen in keinerlei Hinsicht den Erwartungen an die ultimative Tierfotografie -- schön gegen die Sonne aufgenommen und aus größerer Entfernung, weil die Biester ziemlich schreckhaft sind. Und vor allem laut, wenn sie aufgeschreckt werden. Also einmal Graugänse nach links:
Und einmal nach rechts:
Und jetzt ist auch wieder gut mit Tierfotos. Nach einem guten Frühstück und einer absurden Diskussion über den Zimmerpreis (Mme Brazzalotto wollte mich mit dem Halbpensionspreis für Pilger davonkommen lassen: 39 EUR pro Nacht incl. Frühstück und Abendessen. Das ist eindeutig viel zu wenig und vor allem weniger, als vorher die Rede war. Dabei war ich schon glücklich, daß ich das Zimmer für 41 EUR incl. Frühstück plus 18 EUR für das Abendessen gefunden habe. Von der Benutzung der Waschmaschine ganz zu schweigen... Wir einigen uns in der Mitte, ich lasse 100 EUR für 2 Nächte da und glaube, daß ich da irgendwann nochmal hin will.) ziehe ich los auf die Landstraße, die paar Kilometer bis Montesquiou, das oben auf einem Hügel thront. Ein uraltes Dorf mit alter Stadtmauer, schmalen Gassen und überhaupt Flair. Ein Google-Streetview-Rundgang lohnt sich... (--> rue nationale, montesquiou, gers, france)
Am Ortsausgang von Montesquiou dann erstmal der Schlag ins Gesicht: Ein Straßenschild mit "Auch: 29 km". ich bin heute schon 3 km gegangen, zu den Straßen-Kilometer-Angaben kann ich bei meinen kleinen Wegen und Umwegen immer locker 25% dazurechnen, das wären dann -- schon wieder 40km? Ich wußte ja, daß der Tag lang wird, aber so? Jammern hilft nicht, nur weiterlaufen. Und - am Ende war's ja dann doch nicht so weit...
Der Rest des Tages zerfließt in der Sonne. Gestern hatte es hier satte 26° (es ist März!) und heute ist es auch nicht viel kühler. Bei jedem Anstieg freue ich mich auf die Spitze der Hügelkette, weil da der Wind wiederkommt. Jeder Luftzug entlockt mir leise Seufzer des Frohlockens.
In irgendeinem der zahllosen Täler habe ich mir eine kleine Straße mit - mal wieder - der einzigen Brücke auf Kilometer rausgesucht. Als ich von der großen Straße abbiege, sehe ich ein paar hundert Meter vor der Brücke schon das erste rote Schild aufleuchten: "Voie privée". Röchel. Ich entscheide, daß mir das jetzt wurscht sein muß und gehe weiter. Direkt nach der Brücke geht das Sträßlein quer durch einen größeren Bauernhof. Hier gibt es jetzt eine amtliche Kette quer über den Weg, über die ich mannhaft drübersteigen müsste. Ich bin ein braves Kind und rufe freundlich, eine ältere Dame erscheint, hebt erstaunt die Augenbrauen, als sie hört, daß ich bis nach Auch will und läßt mich freundlich passieren. Geht doch! Alles andere hätte satte 8 km Umweg oder Schwimmen bedeutet.
Gegen Nachmittag mache ich zum gefühlt x-ten Mal Rast im Schatten (viel öfter als sonst, die Sonne raubt mir irgendwie die Kraft), lege Sonnencreme nach, schnippe eine verirrte halbvollgesaugte Zecke von meinem Rucksack, genieße das würzige Aroma in der Luft, das von dem abgebrannten Bauernhof nebenan kommt, gönne mir eine Dose Cola und eine Möhre und mache meinen Frieden mit der Tatsache, daß Frankreich nun mal hügelig ist. Den nörgelnden Gedanken "Menno, komme ich nicht langsam in Gebiete, die etwas flacher sind?" hat Monsieur Brazzalotto gestern Abend beim Essen mit einem lauten Lachanfall kommentiert. Non. Frankreich wird hügelig bleiben. Bis zum letzten Tag.
Am Ende der Etappe geht mir die Puste aus. Die Hitze macht mir schwer zu schaffen. Im Übrigen auch dem Asphalt, denn es ist immerhin warm genug, daß meine Stiefel Abdrücke im Bitumen hinterlassen. Beim Abstieg nach Auch merke ich, daß ich heute eindeutig zuviel Sonne abbekommen habe. Der Körper wehrt sich. Noch ne knappe Stunde bis zum Hotel, wobei die Zielgerade auf der Route Nationale ein schwimmender Kampf gegen Autos über Autos ist.
Das schräge Hotel Robinson, das ich in meinen Recherchen als "obskuren Kasten" bezeichnet habe, ist tatsächlich ein ebensolcher. Allerdings verhindern die zwei entspannten Rezeptionsdamen, die draußen auf der Treppe sitzen und Kaffee trinken, daß ich sofort das Prädikat "Vertreterhotel" vergebe. Wäre auch nicht gerechtfertigt, denn trotz Augenkrebs-Badezimmer mit pinker Badewanne ist das Zimmer preiswert, ordentlich, mit Balkon und überhaupt sehr nett. Da das Restaurant mal wieder geschlossen hat, pilgere ich später am Abend nochmal 10 ekelige Minuten die Route Nationale entlang zum Carrefour, einem Supermarkt mit walmarteskem Ausmaß und Angebot (Orangina in Dosen! Ich habe morgen Orangina als Mittagspausen-Belohnung!). Ich kaufe wieder viel zu viel ein (wie soll ich das alles morgen in den Rucksack kriegen!?), picknicke noch schön auf dem Balkon und knacke mir ein gutes Budweiser-Dosenbier, das mir prompt in der Hand explodiert. Auch egal.
Tag geschafft.
Hört sich eher an, als ob Du in 'Ouch!' gelandet wärest. Aua!
AntwortenLöschenPaß auf Dich auf,
sagt
die
Tante
Ein französischer Walk of Fame.. not bad!
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